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Reden ist Silber, Schweigen ist Gold

Wie wir im letzten Blogbeitrag erfahren haben braucht es für eine erfolgreiche Corona Infektion circa 1001 komplette Viren. Es stellt sich damit die Frage, wie wir auf diese 1001 Viren kommen können!

Gehen wir davon aus, wir tun was zivilisierte Menschen im Winter tun – wir halten uns in geschlossenen Räumen auf. In dieser Situation steht die Infektionsübertragung durch Aerosole, also ausgeatmet oder ausgehustete Partikel in der Grösse <5 µm (5 tausendstel Millimeter) im Vordergrund. Diese sogenannten Nanopartikel können stundenlang in der Luft schweben und enthalten das Corona Virus, welches circa 2 Std. infektiös bleiben kann. Hier hilft also kein social distancing. Social distancing ist allerdings wirksam für grosse Tröpfchen – weil diese aufgrund der Schwerkraft auf eine Distanz von 1.5 bis 2 Meter zu Boden fallen. Immer wirksam sind dagegen die üblichen Masken, weil sie die Freisetzung von Partikeln jeder Grösse auf etwa die Hälfte reduzieren können. 

Die Ausatmung von potenziell Virus enthaltenden Nanopartikeln hängt in erster Linie von unserer Tätigkeit ab. Beim ruhigen Atmen scheiden wir 10 mal weniger Nanopartikel aus als beim Sprechen. Singen sollten wir schon gar nicht, weil dann die Zahl der potenziell infektiösen, ausgeatmeten Partikel nochmals 10 mal höher ist. 

Weitere wesentliche Variablen, welche wir für unser individuelles Infektionsrisiko berücksichtigen müssen, sind die Raumgröße und ganz wesentlich die Lüftung. Jos Lelieveld et al. aus dem Max-Planck-Institut for Chemistry Mainz, beschreibt nicht nur alle relevanten Beeinflussungsgrössen (https://doi.org/10.3390/ijerph17218114), sondern er gibt uns noch einen versatil einsetzbaren Risikorechner, mit dem man das individuelle Infektionsrisiko sowie die die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Person unter frei wählbaren Bedingungen anstecken wird, abschätzen kann (https://www.mpic.de/4747361/risk-calculator?en). Der Risikorechner lädt zum Spielen ein – sinnvollerweise nach Lesen der Originalpublikation…

Als Beispiel dient die Gondelfahrt der Schilthornbahn von Stechelberg nach Mürren. Diese dauert 10 Minuten und in der Hälfte muss man umsteigen:

Szenario 1:
Eine infektiöse Person mit Maske spricht laut während 30% der Fahrt mit einem Respiration Volumen von 25l/min, die Lüftung der Gondel ist geschlossen, die Kabinenfläche ist 10m2, die Kabinenhöhe 2.50m, die Dauer der Fahrt ist 2x5min (0.165 Std), sie selbst tragen eine Maske und es hat 60 Personen in der Gondel. Virus Eigenschaften sind: 50% Infektionsdosis = 1000. 

Unter diesen Bedingungen beträgt Ihr Infekt Risiko 3.5%, die Chance, dass jemand in der Gondel angesteckt wird ist 88%.

Szenario 2:
Eine infektiöse Person mit Maske spricht leise während 30% der Fahrt mit einem Respiration Volumen von 15 l/min, die Lüftung der Gondel ist offen, Rest wie gehabt:

Ihr Infekt Risiko sinkt auf 0.04%, die Chance, dass jemand angesteckt wird ist jetzt nur noch 2.4%.

Achtung: Die so berechneten Absolutwerte der Daten sind plausible Richtwerte – was der Risikorechner hingegen klar zeigt ist die Wichtigkeit der Beeinflussungsgrössen. Diese sind vor allem: Belüftung, Masken tragen und Reden vs. Schweigen. Alles Dinge, die bei einem Restaurantbesuch typischerweise nicht eingehalten sind. Dazu mehr in einem weiteren Blog.

Dieser Artikel ist Teil einer Blogserie über den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Thema Coronavirus von Prof. Dr. med. emer. Hans Hoppeler.

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