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Delta Blues

Die bereits Geimpften freuen sich über die neu gewonnene Leichtigkeit des Lebens. Leider wird diese Freude durch die neuen Virenvarianten, gegen welche die Impfstoffe weniger wirksam sind, getrübt. Dabei steht seit etwa einem Monat die Delta-Variante (VOC  B.1.617.2) im Vordergrund. Letztere hat sich rasant in der Schweiz verbreitet und macht mittlerweile über 80% der neuen Ansteckungen aus.

Aus Grossbritannien gibt es gute Daten zum Verhalten der Delta-Variante (NATURE 2021, Vol. 595, p. 17). Die Delta-Variante ist etwa 60% infektiöser als die Alpha Variante (B.1.1.7). Der Impfschutz der Pfizer-BioNTech Impfung wird bei zweimaliger Impfung von 93 auf 88% gesenkt, die Schutzwirkung der, bei uns nicht verwendeten AstraZeneca Impfung, sinkt sogar auf 67%. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit hospitalisiert zu werden bei einer Impfung um 75% reduziert, bei zwei Impfungen sogar um 94%. Vergleichbare Daten zur Moderna Impfung fehlen, da diese in UK nicht verwendet wird. Es darf davon ausgegangen werden, dass Moderna gegen Delta-Variante ähnlich gut schützt wie Pfizer-BioNTech.

Es ist also sinnvoll sich impfen zu lassen. Der Direktor des CDC (Center of Disease Control) Dr. Rochelle Walensky sagte in einem Briefing im Weissen Haus am 6. Juli 2021, dass es sich aktuell in den USA bei 99.5% der Todesfälle nach COVID-19 um Nicht-Geimpfte handelt. Aufgrund der hohen Infektiosität der Delta-Variante wird davon ausgegangen, dass sich ab kommenden Herbst über 60% der Nicht-Geimpften anstecken werden und damit Corona endemisch wird (dauerhaft gehäuft in einer begrenzten Region oder einer Population vorkommend). Der deutsche Virologe Christian Drosten hat dies am 12. Juni 2021 drastisch folgendermassen formuliert: «Entscheidung gegen Impfung = Entscheidung für Infektion». Die 4. Welle wird damit in unbekannter Mächtigkeit unter den Nicht-Geimpften grassieren und auch für Geimpfte und die Gesundheitseinrichtungen eine Gefahr darstellen.

Der Entscheid sich nicht zu impfen lassen, gefährdet akut vor allem die, welche sich nicht impfen lassen können. Dazu gehören leider im Moment alle Kinder unter 12 Jahren. Auch wenn die Erkrankung bei Kindern häufig harmlos verläuft, ist trotzdem mit Hospitalisationen und Todesfällen unter den Kindern zu rechnen.

Die gute Nachricht: es ist wahrscheinlich, dass wir einen COVID-19 freien Frühling 2022 erleben werden. Dies aufgrund des oben erwähnten Sachverhalts der raschen Durchseuchung der Nicht-Geimpften. Damit dieses Szenario allerdings eintritt, dürfen sich weltweit keine neuen infektiöseren und/oder tödlicheren Varianten des Virus entwickeln.

Dieser Artikel ist Teil einer Blogserie über den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Thema Coronavirus von Prof. Dr. med. emer. Hans Hoppeler.

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