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Maskentragen – Maskenfragen

Die erste Todsünde, welche die Gesundheitsverantwortlichen, Funktionäre und Politiker in der laufenden Pandemie begangen haben, war die Notlüge: ‘Gesichtsmasken sind unwirksam’. Dieser lange verbreitete Unsinn war mindestens unplausibel und von Anfang an wissenschaftlich unhaltbar; ein Kommunikationsgau.

Die Frage, die man sich stellen muss, ist: Was taugen Masken wirklich und wozu soll man welche Masken einsetzen? Dabei geht es um zwei Aspekte – erstens; wie gut schützt mich die Maske vor einer Ansteckung (Eigenschutz) und zweitens; wie gut wird eine Ansteckung Anderer verhindert, wenn ich krank bin (Fremdschutz).

Die am meisten verbreitete ‘chirurgische’ Maske hat ihre Wirksamkeit längstens bewiesen. Wie nachzulesen in ‘The history and value of face masks’ (10.1186/s40001-020-00423-4) hat sich das Tragen einer chirurgischen Maske durch Ärzte und Pflegepersonal seit über 100 Jahren eingebürgert. Dabei stand vor allem der Fremdschutz im Vordergrund.

Seit dem Beginn der Corona Pandemie liegt das Hauptinteresse verständlicherweise vermehrt auf dem Selbstschutz und auch dazu gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von hervorragend publizierten Arbeiten. Besonders instruktiv, da nahe an einer nachvollziehbaren Realität, ist eine Arbeit von A. Mueller et al. (10.1016/j.matt.2020.07.006), welche die Wirksamkeit von chirurgischen Masken mit handelsüblichen Stoffmasken vergleicht und in Beziehung setzt mit der Wirksamkeit von professionellen FFP2 oder KN95 Masken (in diesem Artikel N95 genannt). Dabei wurde die Partikelzahl innerhalb der Maske mit der Partikelzahl in der Umgebungsluft verglichen. Es handelte sich dabei um schwierig zu filternde Aerosolpartikel von der Grösse 0.3µm.

Ein wichtiger und für alle Masken geltender Befund ist, dass die Wirksamkeit jeder Maske vom guten, nah anliegenden Sitz, im Gesicht abhängt.

Erwartungsgemäss schneiden die FFP2 Masken am besten ab. Sie sind in der Lage Umgebungspartikel zu praktisch 100% aus der Umgebungsluft zu filtrieren. Es handelt sich bei diesem Maskentyp im Allgemeinen um relativ teure Einmalgebrauchsmasken, welche über einen Zeitraum von 4 Stunden gebraucht werden können. Typischerweise werden diese Masken von Gesundheitspersonal im Umgang mit Corona Patienten getragen. Ein Nachteil dieser Masken ist, dass sie einen erheblichen Atemwiderstand aufweisen (0.7 bar bei 30 l/min Respirationsvolumen), welcher bei körperlicher Arbeit stark ansteigt (2.4 bar bei 95 l/min Respirationsvolumen). Diese Masken empfehlen sich für sitzende Tätigkeiten in möglicherweise kontaminierter Umgebung vor allem wenn eine individuelle Risikosituation vorliegt. Persönlich würde ich eine FFP2 Maske zum Beispiel für einen längeren Flug tragen.

Chirurgische Masken schneiden gesamthaft gesehen recht ordentlich ab. Sie können, je nach Sitz, 57 – 75 % der Partikel absorbieren. Der Atemwiderstand ist geringer und diese Masken sind um eine Grössenordnung billiger. Sie können nach längerem Gebrauch problemlos ersetzt werden. Die Eigenschaften des Filtermaterials dieser Masken ist nicht wesentlich anders als das Filtermaterial der FFP2 Masken – der Unterschied der Filtereffizienz liegt hauptsächlich im losen Sitz der Maske.

Gewebemasken verschiedenster Provenienz unterscheiden sich sehr stark untereinander mit einer Filterwirkung zwischen 28 – 91 %. Während für chirurgische Masken Qualitätsvorgaben bestehen – gibt es diese für individuelle Gewebemasken in diesem Sinne nicht. Man muss sich also selber davon überzeugen, dass eine erwünschte Filterwirkung erreicht wird. Die Filterwirkung hängt dabei von der Zahl der Gewebeschichten sowie von der Webdichte ab. Es gibt auch Masken welche zusätzliche Filterelemente zB. Aktivkohle eingebaut haben. Auch bei den Gewebsmasken ist der passende Sitz für die Filterwirkung entscheidend.

Der Fremdschutz der chirurgischen Masken in Bezug auf Verhinderung von viralen Infekten wurde ebenfalls untersucht (z.B. https://www.nature.com/articles/s41591-020-0843-2). Man kann dabei davon ausgehen, dass sich der Fremdschutz von Masken in etwa ähnlich dem Selbstschutz verhält. Besonders wirksam verhindern alle Arten von Masken, sofern sie fein gewoben sind, die Ausatmung von grösseren Respirationspartikel
(< 5µm).

Ein kurzes Wort noch zu den durchsichtigen ‘face shields’, welche gelegentlich getragen werden. Sie schützen zwar in beiden Richtungen vor grossen (sichtbaren) Respirationstropfen, bieten aber keinen Schutz vor Aerosolen und zwar auch wieder in beiden Richtungen. Kurz gesagt – face shields haben in der Corona Bekämpfung keine Bedeutung – die meisten offiziellen Stellen raten von der Benützung dringend ab.

Gesamthaft gesehen sind Gesichtsmasken aus dem Arsenal des Kampfes gegen das Corona Virus nicht mehr wegzudenken; sie prägen das Gesicht der Pandemie.

Dieser Artikel ist Teil einer Blogserie über den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Thema Coronavirus von Prof. Dr. med. emer. Hans Hoppeler.

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